Ich freue mich darüber, dass der Heise-Verlag einen weiteren Artikel von mir veröffentlicht hat: Als 7-seitigen Titelartikel über die NISQ-Ära in der aktuellen Juni-Ausgabe des bekannten iX-Magazins.
Bild von Heise Media GmbH & Co KG
Das iX-Magazin und Quantencomputing
Das iX-Magazin ist vermutlich das wichtige Magazin zum Thema professionelle IT in Deutschland. Unter anderem aufgrund meiner Arbeit an quantencomputer-info.de stehe ich seit einigen Jahren in regelmäßigem Kontakt mit dem Heise-Verlag: Angefangen mit meiner ersten „Pressemitteilung“ im vielbesuchten Forum des Heise-Ökosystems im Jahr 2019. Im Jahr 2022 veröffentlichte ich dann in der iX eine Miniserie über Quantencomputing-Algorithmen für fehlertolerante Quantencomputer, mit dem Ziel, in die fremde Welt der Quantenalgorithmen einzuführen. Damals hatte ich einen weiteren Artikel über die aktuelle Generation von Quantencomputern geplant: Also die „NISQ“-Hardware, die noch nicht in der Lage das Umgebungsrauschen zu korrigieren und somit genügend lange Quantenalgorithmen zu ermöglichen. Ich hatte vor, über Quanten-Annealing und variationelle Algorithmen und einige nette Anwendungsfälle zu schreiben.
Ich wollte allerdings noch auf ein paar solide Erfolgsgeschichten warten …
Zum aktuellen Stand von NISQ
Vor ein paar Monaten kontaktierte mich die Heise-Redaktion nun erneut wegen einer geplanten Ausgabe mit dem Titelthema Quantencomputing. Das hat mich wieder zum Nachdenken gebracht: Gibt es derzeit echte Erfolgsgeschichten über NISQ, von denen ich der Öffentlichkeit mit gutem Gewissen berichten könnte?
Was NISQ betrifft, habe ich eine ambivalente Haltung: NISQ ist eine faszinierende junge Technologie. Außerdem hat sie sich als eine großartige Plattform erwiesen, um die Welt der Quantencomputer zu erforschen, eine neue Industrie und neue Ökosysteme zu etablieren. NISQ-Hardware trägt in hohem Maße dazu bei, Institutionen und die Öffentlichkeit auf den Beginn einer Quantencomputer-Ära vorzubereiten. Nicht zuletzt denke ich, dass die Forschung an NISQ-Algorithmen aufgrund des Rechenaufwands für logische Fehlertoleranz weiterhin relevant bleiben wird. Beachten Sie auch den Fachartikel “Does Quadratic Quantum Speedup have a problem?” in meinem englischen Blog zu diesem Thema.
Andererseits: Ich befürchte, das NISQ in der Vergangenheit zu oft dafür benutzt wurde, um Aufmerksamkeit zu erzeugen und um Finanzmittel und Risikokapital zu generieren, siehe Scott Aaronsons sehr treffenden Artikel “QC ethics and hype: the call is coming from inside the house” zu diesem Thema. Meine Meinung dazu: Nun da die Öffentlichkeit die Tatsache verstanden hat, dass das Quantencomputing ein großes Potenzial besitzt, sollte es die Community unbedingt vermeiden, diesen Vorschuss wieder zu verspielen.
Ich befürchte, dass sich etwas in der öffentliche Meinung bereits verändert hat – ich spüre macnhmal ein gewisses Misstrauen. Da dies jedoch der Technologie selbst und der Community als Ganzes nicht gerecht wird, ist es vielleicht genau der richtige Zeitpunkt für einen Artikel über NISQ.
Mein Titelartikel über „Die Suche nach dem frühen Quantenvorteil“
Es ist eine Herausforderung, einem breiteren Publikum einen realistischen Überblick über den aktuellen Stands von NISQ zu vermitteln – und zwar auf eine Weise, die sowohl informativ als auch lehrreich ist.
Dringt man allerdings durch den Hype, den „Sales-Talk” und die Rückschläge, die Zweifel … bleibt eine wichtige Geschichte übrig: Es ist ein Bericht über eine junge und faszinierende Technologie – und es ist ein Bericht über ihre neue und extrem kompetente Community, die
- Ideen erforscht
- Einschränkungen identifiziert
- Umdenkt
- neue Wege findet
- und Schritt für Schritt die Grenzen ausreizt,
um diese Technologie zu einem echten Nutzen zu bringen.
Ich danke dem Heise-Verlag, dass er mir die Möglichkeit gegeben hat, diesen Bericht zu erzählen – in einem 7-seitigen Titelartikel in der Juni-Ausgabe des iX-Magazins für professionelle IT.
https://www.heise.de/select/ix/2024/6/2401615275688693449
Ich nehme ein breiteres Publikum mit auf eine Tour zu handverlesenen Meilensteinen der NISQ-Ära … um einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und um selbst einen Eindruck davon zu bekommen, was demonstriert wurde und auch was nicht (!).
Auf dem Weg dorthin stelle ich wichtige Konzepte im Quantencomputing und interessante Fun Facts vor
- Über die Geburt einer neuen Industrie
- Fehlertoleranz und ihr rechnerischer Overhead
- Der RIACS NISQ-Newsletter als Key Performance Indicator
- Die erweiterte Church-Turing-These und der exponentielle Hilbert-Raum der Quantenwelt
- Interferenz, Verschränkung und ein „Quanten-Münzwurf“
- Google Quantum AI’s „Random Circuit Sampling“ und was hat es mit dem XEB-Benchmark auf sich?
- Die Chinesische Akademie der Wissenschaften und ihr XEB-„Spoofing-Angriff“ auf Googles Quantenschaltkreis
- Über das inspirierende Potenzial von NISQ-Zuständen und variationelle „Quantentunnel“
- Erste Erfolge und die „Parameter-Shift-Rule“
- Die „Barren Plateaus“ von Jarrod McClean und der Fluch des Hilbertraums
- Samson Wang, Fontana und Cerezos rauschinduzierte Barren Plateaus
- Auf der Suche nach dem richtigen Anwendungsfall
- „Many Body Localisation“ und die Erzeugung stabiler, diskreter Zeitkristalle
- Das Quantum Utility-Experiment von IBM und ein Quantenprozessor als Ising-Ferromagnet
- Eine frühe Trotter-Implementierung
- Die Idee hinter dem „Quanten Error-Mitigation“ und dem „Probabilistic Error Cancellation“
- Reduktion des Rauschmodells für das „Zero Noise Extrapolation“
- Die klassischen Algorithmen schlagen zurück
- Fazit und wie weit werden wir mit NISQ kommen? Ich denke, warten wir es ab … 🙂
Viel Spaß beim Lesen❗